Kondenswasser
Anja Kampmann
Versuch über das Meer
Es soll um den Horizont gehen den
Farbauftrag der Ferne das helle Knistern
der Flächen von Licht und die Verbreitung
des Lichts wie es sich aufbäumt das Meer
in seiner weiten Brust der Faulschlamm
der Fischmehlfabriken das Meer der romantischen
Feuer an den Kiesstränden Reisende
die sich für immer verlieren
in einer Aussicht das Meer in den Häfen, den Docks
den Containerarealen das Meer züngelnd
unter Kränen die nachtwärts
das Heimweh hieven das Meer der Muränen
lauernd hinter einem Stein
das Meer der Tiefe verborgen ein Suchbild
für die Träume vom. Meer
die im Meer verschwunden sind grundlos
die Gräben darüber ein Mosaik aus Flocken
strömendes zähes Feld aus Dreck das Meer
das so gut verborgen ist japsend nach Luft in
seiner weiten Brust nach sich selbst
schnappend.
*
grenzland
wir haben tauwetter für die helleren stunden
wir haben keine kälte gekannt nur die leitern
führten hoch und höher in den baum wo die früchte
in gruppen hingen das laub roch die dünneren zweige
nur so viel blieb von der aussicht dir müdigkeit
in den knochen auf der waage wurden die stunden
vermessen die sonne lag in all der rötlichen schale
wir sammelten in dem grenzgebiet nur die hohlen
eimer voll in denen die erinnerung hauste ein
rötlicher boden neben den bäumen wie gebrüll
als die sonne sich schließlich neigte.
*
du hast von kaliningrad
den grießbrei behalten der blechtopf am morgen
im internat die hunde die wilden mit gebrochenen
schwänzen und schließlich ein schiff
das dir entgegen kam entfernt und weit später
im hafen die schatten der mützen brachen
den blick brachen hinter den kragen
die wochen auf zwischen krieg und marine
lagen meilen auf see und gänge so schmal
und kartoffeln so viele und nur
das geschrei von den möwen.
*
Leichthin
ist der Sommer
Ferne schreibt
die Buchstaben deines Gedächtnisses
mit leichter Hand
Während ein einzelnes Riesenrad
Gondel um Gondel
in die Luft steigen lässt
So ist auch die Nacht
nämlich das Aufsteigen
einer ungefähren Sprache
Kondenswasser
und so sind die Tage
nämlich ähnlicher dem Vergessen
dem Abwenden des Blicks wenn
der frühe Abend die Kleider durchdringt
die Übergänge ins Vorhin
dem du ähnlicher
wirst. Abtreiben auf diesem alten Dampfer in Richtung Atlantik, Cuba
So sind Tage
leichthin -
fallen die Gondeln
fallen wie jeder Schritt
Setzkästen mit getrockneten Faltern
eine Sammlung
die wie ein Schnalzen in der Dunkelheit verklingt.
* *
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* *
Bilder: Frank Berendt
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愛
張愛玲
這是真的。
有個村莊的小康之家的女孩子,生得美,有許多人來做媒,但都沒有說成。那年她不過十五六歲吧,是春天的晚上,她立在後門口,手扶著桃樹。她記得她穿的是一件月白的衫子。對門住的年輕人同她見過面,可是從來沒有打過招呼的,他走了過來,離得不遠,站定了,輕輕的說了一聲:“噢,你也在這裡嗎?”她沒有說什麼,他也沒有再說什麼,站了一會,各自走開了。
就這樣就完了。
後來這女子被親眷拐子賣到他鄉外縣去作妾,又幾次三番地被轉賣,經過無數的驚險的風波,老了的時候她還記得從前那一回事,常常說起,在那春天的晚上,在後門口的桃樹下,那年輕人。
於千萬人之中遇見你所遇見的人,於千萬年之中,時間的無涯的荒野裡,沒有早一步,也沒有晚一步,剛巧趕上了,那也沒有別的話可說,惟有輕輕的問一聲:“噢,你也在這裡嗎?”
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